Umbruch, das befolgbare Programm, die festgesteckte – man könnte sagen: ideologische – Zielrichtung der Begründer implizit schon mit im Agilen Manifest. Ein Schelm, wer in der Marxschen und Engelschen Masse, dem Proletariat, das agile Team sieht, das sich erhebt und die Kapitalisten an der Spitze der Pyramide stürzen will.
Beobachtung 4: Julian Rosefeldt hat einen wunderbaren Film mit dem Namen „Manifesto“ gedreht, die relativ bekannte Cate Blanchett spielt darin verschiedene bzw. alle wichtigen Rollen. Bebildert und inszeniert sind hier eigentlich „tote Worte“, nämlich Manifeste jeglicher Couleur, vom Kommunistischen Manifest (Politik) bis zum Dadaistischen Manifest (Kunst). Der Film lässt die Manifeste durch seine Inszenierung und seine Hauptdarstellerin wieder sprechen, wieder in die Gegenwart treten. Lustigerweise gibt es eine zusammenhängende Filmfassung, aber auch völlig kostenlos die einzelnen Szenen frei im Netz auf der Webseite des Regisseurs:
Julian Rosefeldt: Manifesto (Film)
https://www.julianrosefeldt.com/film-and-video-works/manifesto-_2014-2015/manifesto-pop-a rt-/
Betrachten wir als Beispiel ein sehr schönes Manifest, das im Film vorkommt, nämlich das Pop Art-Manifest, „I am for an art“ von C. Oldenburg.
CLAES OLDENBURG l Am for an Art (1961) (Auszug)
I am for an art that is political-erotical-mystical, that does something other than sit on its ass in a museum.
I am for an art that grows up not knowing it is art at all, an art given the chance of having a starting point of zero.
I am for an art that embroils itself with the everyday crap & still comes out on top.
I am for an art chat imitates the human, that is comic, if necessary, or violent, or whatever is necessary.
I am for an art that takes its form from the lines of life itself, that twists and extends and accumulates and spits and drips, and is heavy and coarse and blunt and sweet and stupid as life itself.
(…)
https://users.wfu.edu/~laugh/painting2/oldenburg.pdf
Wozu will uns das Manifest anstiften?
Beobachtung 5: Ohne eine letztendliche Antwort auf die voranstehende Frage geben zu wollen: Kunst soll etwas anderes machen. Sie soll nicht mehr in einer virtuellen Ebene spielen, sie soll politisch sein, sie soll anziehend sein, sie soll Tabus brechen, die Systemgrenze überschreiten. Man könnte sagen: Die Kunst soll sich nicht mehr den Hintern im Museum plattsitzen, sie soll raus in die Welt. Lustig, wo wir doch gerade den Book Sprint in der „Open Codes“ im ZKM Karlsruhe machen, wo das Museum sich nach außen öffnet, aber auch Teile von Digitalkultur und New Work absorbiert hat. Ohne dies weiter fortzuspinnen: Das Manifest fordert etwas oder jemanden dazu auf, sich zu transformieren oder eine Transformation voranzutreiben.